Grazer Sportklub Straßenbahn.
Ein reges fußballerisches Leben hat Graz zu bieten. Viele Unterhausvereine können auf große Traditionen zurückblicken. Teil 5 der Serie im Grazer Stadtblatt.
Am Abend des 19. Jänner 1923, gründete Viktor Friedrich in einer Werkstätte mit Arbeitskollegen den „Sportklub der Grazer Straßenbahner“. Bereits in seiner ersten Saison gelang mit dem Meistertitel der dritten Spielklasse der Aufstieg. Es ging steil bergauf, und schon im dritten Jahr des Bestehens traf man in der ersten Klasse neben der Hakoah und dem SC Südbahn auch auf Sturm und GAK.
Indienreise und steirischer Panther
Als einzigartig in der damaligen Zeit galt eine dreimonatige Indienreise, die der GSC 1934 mit der Unterstützung der Grazer Tramwaygesellschaft antrat. Von 19 ausgetragenen Spielen gewann der Grazer Sportklub 17. Jubelnd wurden die Spieler bei ihrer Heimkehr am Bahnhof empfangen. Auch von politischer Seite wurden die Leistungen gewürdigt. So darf der Grazer Sportklub seit damals das steirische Landeswappen offiziell im Vereinslogo führen.
Von der Kultstätte zum Lost Ground
Die erste eigene Heimstätte erhielt der Grazer SC 1928 in Liebenau. Mit dem Bau der Sportanlage in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße, die für fast 70 Jahre zur Heimat werden sollte, wurde 1936 begonnen. Sie zählte damals zu einer der modernsten in Mitteleuropa. Viele große – nationale und internationale – Gegner lockten Tausende von Zuschauern auf den Sportklubplatz. Nach 70 Jahren und einer langen sportlichen Durststrecke übersiedelte der GSC 2006 schließlich in die Gruab’n, die ehemalige Heimstätte des SK Sturm.
- Das alte Stadion des Grazer Sportklub Straßenbahn gegenüber der Grazer Messe war bei der Eröffnung 1936 das modernste in Mitteleuropa.
Höhenflug und Niedergang
Es war der Grazer Sportklub, der 1938, nach dem „Anschluss“ Österreichs an das nazistische Deutschland, als erster steirischer Verein in die höchste Spielklasse, die damalige „Gauliga“, aufstieg. Im Entscheidungsspiel konnte Sturm mit 1:0 besiegt werden.
Hitlers Weltmachtfantasien aber führten zur völligen Zerstörung des Stadions und kosteten 17 Spielern das Leben. Nach einem harten Neubeginn setzten die Straßenbahner erneut zu einem Höhenflug an und kickten 1952/53 in der A-Liga. Nach einem Auf und Ab zwischen zweiter und dritter Spielklasse folgte jedoch der Absturz. Heute spielt der GSC in der Gebietsliga Mitte, der zweituntersten Liga.
Tramway Funatix
„Die besten Fans im steirischen Unterhaus findet man wahrscheinlich in der Gebietsliga beim GSC“, schrieb Mario Kienzl in einem Gastkommentar in der Kleinen Zeitung. In vielen Dörfern staunt man nicht schlecht, wenn die Tramway Funatix ihre Mannschaft begleiten. Durch beide Halbzeiten unterstützt die Ultrà-Gruppe ihre Mannschaft mit Gesängen und Fahnen, mit Choreografien und Pyrotechnik.
Ungewisse Zukunft
Anderen Unterhausvereinen ähnlich ist das Augenmerk, das der GSC auf Jugendarbeit legt. Ähnlich ist aber auch die prekäre finanzielle Situation. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr wollen die Gerüchte nicht verstummen, dass deshalb die Kampfmannschaft eingestellt werden könnte. „Das wäre eine Katastrophe“, meint U11-Trainer Benjamin Sikora. „Gerade die Jungen brauchen die Perspektive, einmal in der Ersten kicken zu können. Für ihre Entwicklung ist das enorm wichtig.“
„GSC – Kult und Tradition. Und das seit 1923 schon“, singen die Fans Woche für Woche zur Melodie von Mrs. Robinson, um ihren Verein zu unterstützen. Bleibt zu hoffen, dass dieses Lied auch weiterhin in und um Graz zu hören sein wird
GSC-Legenden
Pepi Blum, Mitglied des „Wunderteams“ und einer der besten österreichischen Verteidiger in der Zwischenkriegszeit, trainierte den GSC, als er als erster steirischer Klub den Aufstieg in die höchste Spielklasse schaffte. Nicht nur in den Dressen des SK Sturm, sondern auch in den grün-weißen der Straßenbahner liefen Torwart Franz Mikscha und Stürmer Fritz Denk auf.
Unvergessen bleibt die Tormannlegende Otto Konrad und sein Tor im UEFA-Cup-Viertelfinale 1994, das er für die Austria Salzburg im Elfmeterschießen gegen Eintracht Frankfurt erzielte – nachdem er schon zwei Elfer gehalten hatte. Er begann seine Karriere beim Grazer Sportklub.
Das österreichische Nationalteam, das bei der WM 1978 im argentinischen Córdoba die deutsche Elf aus dem Bewerb schoss, wurde von Helmut Senekowitsch trainiert, der als Aktiver auch das grün-weiße Trikot des GSC getragen hatte.
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